11th St. Patrick's Day Celebration Festival - Irish Visions and Irish Traditions
Teilnehmende Künstler - Tour 1
Coolin
Midnight Court
Rawlins Cross
Teilnehmende Künstler - Tour 2
Jennifer Roland & Friends
Spirit of the West
North Cregg
10 Jahre SPDCF - The story so far - von Petr Pandula
Als ich das Festival vor zehn Jahren zum ersten Mal zusammenstellte, so war alles konzeptionell sehr sehr wage. Es war sicher nicht zum ersten Mal, daß jemand auf die Idee kam, den irischen Nationalfeiertag in D, CH und A zu feiern. Es war auch nicht das erste Mal, daß mehrere Bands mit insgesamt über einen Dutzend Künstlern als eine Art Festival auf Tour gegangen sind. Aber es wurden alternative Wege zu den bereits bestehenden Veranstaltungen und Ansätzen beschritten. Wie kam es dazu?
Ich lebte ab Mitte der siebziger Jahre immer wieder mal in Irland und spielte im Jahr 1990 schon 15 Jahre Uillean Pipes und Whistles. Ich spielte all die Jahre mit vielen irischen Musikern, lernte das Land und Leute kennen. Ca. 1985 habe ich ANNE WYLIE kennengelernt. Bald darauf gründeten wir zusammen mit Mick Davis ( ex OISIN ) und Tommy Venxion die ANNE WYLIE BAND. Ich und meine Freunde waren öfters ziemlich entsetzt über die Art und Weise, wie St. Patrick´s Day Veranstaltungen abliefen, zu denen wir gebucht worden sind. Das Programm wurde völlig chaotisch und teilweise anachron zusammengestellt, die Beschallung und Betreung ließ zu wünschen übrig, die Werbung hatte kein klares Konzept. Musiker und Zuschauer wurden von den Veranstalern irgendwie sich selbst überlassen und es war nicht einfach, miteinander Spaß zu haben. Zu unterschiedlich war oft die Erwartungshaltung aller Seiten und das kulturelle Ergebniß einer solchen St. Patrick´s Night sehr mager. Das Einzige, was in der Regel funktionierte, war der Bierausschank und das ist nicht genug, um Irland und seine Kultur positiv zu befördern.
Weil ich Musiker war, wußte ich, daß man mindestens 40 bis 50 Minuten braucht, bis man mit seinem Publikum auf Du und Du ist. Zudem muß sich jede Band richtig warmspielen, um wirklich das Beste aus sich herauszukitzeln. Ich besuchte oft und gerne Carsten Lindes Irish Folk Festival. Bei allem Respekt und guter Inspiration, die ich bekam, vermißte ich zuweilen das, was man bei Solo-Konzerten irischer Gruppen an Hochgefühl erleben konnte. Im Festivalkonzept wurden mir großartige Künstler viel zu schnell von der Bühne genommen. Es mußte irgendwie einen dritten Weg geben. Auch die Hallen, wo das IFF stattfand, waren nicht ganz nach unserem Geschmack. Sie waren steril und zu vornehm. Entsprechend unterrepräsentiert waren von Jahr zu Jahr jungendliche Zuschauer.
Mit dem ersten SPDCF wollte ich zumindest drei Dinge anders machen.
1: Statt vier Programmpunkte wie beim IFF sollte es beim SPDCF nur drei geben. Dafür bekam aber jeder mehr Spielzeit.
2: Ich wollte Spielorte finden, die eine lockerere Atmosphäre bieten. Wenn man bedenkt, daß für Irish Folk, dessen Wiege das gemütliche Pub ist, eine lockere Atmosphäre unerläßlich ist, wollte ich von den vornehmen klassischen Konzertsälen und langweiligen Stadthallen weg. Ich habe also stundenlang auf örtliche Veranstalter eigeredet, das SPDCF lieber in Kulturzentren, großen Musikclubs oder alten Cassinos steigen zu lassen. Und wenn eine Stadt außer einer Stadthalle nichts besseres zu bieten hatte, dann sollte diese eben etwas entkrampft und verschönert werden. Die klassische Reihenbestuhlung wich einer gemischten und die Stadthalle wurde so dekoriert, wie man es vom St. Patrick´s day in Irland her gewohnt ist. Und schon hatte man ein Ambiente geschaffen, in dem Irish Folk einfach mehr Spaß macht.
3: In Bezug auf die Umsetzung einer St. Patrick´s Day Feier, sollten örtliche Veranstalter ein klares Werbekonzept und Artwork zentral angeboten bekommen, statt dieses je nach Laune von mal zu mal neu und jedesmal anders auszuhecken. Ich erhofte mir davon eine transparentere Informationspolitik der Zuschauer. Die Leute, die das Konzept okay fanden, sollten kommen. Die anderen sollten wegbleiben und sich eine Enttäuschung ersparen. Das einheitliche Werbekonzept und Artwork erlaubte uns, eine St. Patrick´s Day Veranstaltung auch über Jahre hinweg aufzubauen und in vielen Städten ist es uns auch gelungen. In manchen Orten kommen wir jetzt zum neunten mal und können wohl eines Tages die Veranstaltung an unsere Kinder und Enkelkinder vererben. Weil es sich beim SPDCF nicht nur um eine Einzelveranstaltung, sondern um eine Tournee handelt, kann man dafür nicht nur lokal, sondern bundesweit werben. Auch ein Vorteil.
Ich war damals gut mit dem Bouzoukispieler Manus Lunny befreundet. Unser Bassist Tommy Venxion, hat an tourneefreien Tagen die TANAHILL WEAWERS oft bei sich aufgenommen und war entsprechend gut mit ihnen befreundet. Detlef Lütje vom Bremer Konzert Büro, der damals die WEAWERS als auch MANUS LUNNY und ANDY M. STEWART buchte, war der Idee, alle drei Bands gemeinsam auf Tour zu schicken, gleich zugetan und hat kräftig mitgeholfen. Und so kam es 1990 zum 1st. St. Patrick´s Day Celebration Festival. Weil wir alle Freunde waren, hatten wir eine wunderbare Tour gehabt. Und als wir in der vollen Hamburger Markthalle zu sieben Zugaben auf die Bühne geholt worden sind, spührte ich, dieses Ding hat Zukunft, das ist mein Baby.
Am Ende der Tour gründete ich die Agentur Magnetic Music und begann mich um Organisation von Tourneen zu kümmern. Die Uillean Pipes legte ich damals vorrübergehend zur Seite, weil es so viel Neues zu tun gab. Aus einer anscheinend vorrübergehenden Pause wurden plötzlich zehn Jahre! Es ist nicht zu glauben, ich habe seitdem mein Instrument nicht mehr angerührt. Oft werde ich gefragt, ob ich es ohne selber zu spielen aushalten kann? Ja, ich kann. Ich bin jetzt ein besserer Zuhörer. Und ich bin an der Entstehung und Realisation von Musik und Kultur genauso beteiligt, wie früher auch. Ich stehe jetzt in einem arbeitsteiligen Team nur an einer anderen Stelle.
Das zweite und dritte Festival zusammen zu stellen, war meiner Erinnerung nach, am schwierigsten. Ich hatte nicht die finanziellen Mittel, um beim Geschacher um so genannte Headliner und große Namen mitmachen zu können. Viele örtliche Veranstalter und Medienvertreter waren damals der Meinung, daß man eine Halle nur füllen kann, wenn man ganz große Namen aufruft. Ich hingegen hatte nicht den finanziellen Hintergrund, um Headliner einzukaufen. Zudem dachte ich:" Warum sollen denn kommerziell zugkräftige Bands und Künstler bei einem Festival auftreten, wenn sie eine Halle auch alleine füllen können? Was passiert, wenn eines Tages kein Headliner zu haben ist, aber die Zuschauer Headliner gewöhnt sind? Ist es denn nicht besser, ein Konzept zu entwicklen, daß interessant genug ist, auch ohne Headliner auskommen zu können?"
Gesagt getan. Von einer auf St. Patrick´s Day dekorierten Halle, einem Gastronomiekonzept bis zu einer Schminckecke, wo sich die Besucher mit irischen Nationalfarben bemalen können, wurde an Details gefeilt, die schon ohne Musik ein erfreuliches Ambiente anbieten. Und bei der Musikauswahl habe ich aus der Not eine Tugend gemacht. Ich habe mein Augenmerk auf die Entdeckung und Förderung innovativer, begabter, junger Künstler und Bands gelegt. Sprich, der Avantgarde irischer und keltischer Musik. Mitterweile wissen die Zuschauer, Medien und Veranstalter, daß man beim SPDCF auch ohne bekannte Namen Qualität bekommt und einen Informationsvorsprung bekommt, was in Irland, wie man so schön sagt, "up and coming" ist. Aber am Anfang war es nicht einfach, denn die Glaubwürdigkeit dieses Konzeptes konnte ich nicht aus dem Stand beweisen.
Durch dieses Konzept habe ich mir auch erspart, mit britischen Kulturimperialisten zusammenarbeiten zu müssen, die sich anmaßen, irische Kultur aus London heraus weltweit zu vermarkten. Ich meine damit die großen Agenturen, über deren Schreibtisch so ziemlich alles geht, womit man kulturell Geld machen kann. Was für ein Anachronismus! Irland war durch England so viele Jahrhunderte eine ausgebeutete Kolonie. Irische Musik und Sprache zu zerschlagen, den Iren ihre Identität zu nehmen, war das erklärte Ziel. Dabei waren es gerade die Künstler, die das nationale Bewußtsein am Leben hielten und Irland in die Unabhängigkeit führten. Ich konnte es nie verstehen, daß sich zahlreiche irische Musiker nicht direkt aus Irland, sondern aus London vermarkten lassen. Jetzt wo Irland ein unabhängiger Staat ist und sich ökonomisch vielversprechend entwickelt, wären doch die besten Vorraussetzungen dafür geschaffen. Es ist aber leider immer noch die Denke, daß man über die großen Londoner Agenturen gehen muß, wenn man es in Irland zu etwas gebracht hat und noch zu mehr bringen will. Diese Londoner Kulturimperialisten betrachten die restliche Welt als eine Kolonie, die ausgebeutet werden muß. Und wenn man darauf angewiesen ist, sich von ihnen bedienen lassen zu müssen, so spührt das der ausländische Zuschauer an den Eintrittspreisen. Weil das SPDCF nicht an diesem Preispoker teilgenommen hat, sind und werden unsere Eintrittspreise im Vergleich zu anderen Festivals immer die günstigsten bleiben.
Wenn ich nach 10 Jahren zurückblicke, kann ich sagen. Dieses Experiment und Konzept ist aufgegangen. Bevor eine Plattenfirma, ein Manager oder auch die Medien in Irland und England manche Künstler zur Kenntniß genommen haben, waren diese beim SPDCF zu Gast. Z.B. Dervish, Tamalin, Nomos oder Kila. Oder man nehme Einzelkünstler wie Michael McGoldrick ( gewann den BBC Award "young, trad. musician of the year" und ist jetzt bei Capercaillie ), Derek Hickey ( jetzt bei De Dannan ), Brian Finnegan ( Flook ) oder Eamon McElholm ( Stocktons Wing ). Sie gehören jetzt zur Créme de la Créme der irischen Musikszene. All diese Gruppen und Musiker haben durch das SPDCF erste Erfahrung im internationalen Tourbusiness und gute Kritiken gesammelt. Und viele von ihnen wurden von uns auch über das SPDCF hinaus als Agentur betreut, die an ihrem Erfolg beim SPDCF aufbauend, Solo-Tourneen für sie in D, CH und A buchte. Ganz im Gegensatz zum IFF oder SFF, wo die Künstler nicht über das Festival hinaus betreut werden. Und die Zusammenarbeit mit Magnetic Music und dem SPDCF hat ihnen nicht nur das, sondern auch Studioerfahrung bescheert.
Zum Festival gibt es zweijährig einen Sampler mit Musik der sechs am Festival teilnehmenden Bands. Dieser ist so angelegt, daß junge Musiker von uns zum ersten Mal drei Stücke in einem professionellen Studio aufnehmen und finanziert bekommen. Magnetic Music bekam für diese Sampler nicht nur in D, sondern vor allem in IRL und GB viel Anerkennung, weil die Sampler nicht bereits x-mal verwertetes Material ausschlachteten. Wir haben immer mehr als 50 % neues und exclusiv für diese Sampler eingespieltes Material. Die Zusammenarbeit zwischen den Bands und Magnetic Music Records bescheerte manches gelungene Studio-Debut und entsprechend positive Rezenssionen. Mit all diesen Referenzen im Gepäck war es etlichen Gruppen möglich, einen Plattendeal in ihrer Heimat ans Land zu ziehen. So war das SPDCF und die Zusammenarbeit mit Magnetic Music Records für manche Bands ein ideales Sprungbrett zu einer Profikarriere.
Ermutigt durch das positive Feadback für unsere ersten Schritte als Plattenfirma, haben wir mit manchen Gruppen auch solo CDs nachgeschoben. Doch wir haben in den ersten sechs oder sieben Jahren fast alle unsere Künstler, so fern sie erfolgreich waren, früher oder später an irische oder englische Plattenfirmen verloren. Wir waren in Deutschland einfach zu weit ab vom Schuß, um mit unseren Künstlern gut genug Kontakt zu halten. Aber ehrlich betrachtet, Magnetic Music war nicht in der Lage, das zu bieten, was ein irischer Künstler von seiner Plattenfirma erwartet. Er braucht nicht nur eine optimale Betreung in der Ferne, er braucht sie auch zu Hause. Es ist für das Gemüt wichtig, daß seine CD daheim bei den Eltern, Verwandten und Freunden aus dem Radio zu hören und sein Bild und Name in der irischen Presse präsent ist.
Immer wieder, wenn eine der Bands, die wir aufgebaut haben, uns verließ, war ich gezwungen darüber nachzudenken. Ich mußte mir die Frage stellen, wie ernst ist eigentlich meine Leidenschaft für Irland und seine Kultur? Ist sie ernst genug, um das Abenteuer zu einzugen, mit Magnetic Music Records nach Irland zu ziehen und die Aufgaben zu schultern, die von einer irischen Plattenfirma erwartet werden? 1998 war es so weit. Magnetic Music Records meldete in Dublin eine Ltd. Company an und handelt jetzt als eine irische Firma. Neben einem Büro in Dublin, aus dem weitgehendst die irischen Medien heraus betreut werden, haben wir im Mekka des Irish Folk - in Doolin in Co. Clare - ein wunderschönes Cottage erstanden. Dort eröffnen wir an Ostern 2000 ein kleines Kulturzentrum mit einem Plattenladen und Restaurant, wo wir auch die Möglichkeit für Workshops und Sessions haben. Im Januar 1999 waren wir auf dem irischen Ausstellungsstand in Cannes, auf der weltweit wichtigsten Musikmesse für Tonträger, der MIDEM, vertreten. Als ich zum 1st. SPDCF noch als Musiker aufbrach, habe ich nicht gedacht, daß ich zehn Jahre später als Managing Director einer irischen Plattenfirma nach CANNES reisen werde. Es wurde einfach mehr, als nur einmal im Jahr den irischen Nationalfeiertag zu feiern. Es wurde zu einer Vollzeitbeschäftigung mit irischer Kultur.
Die Geschichte von Magnetic Music ist ein Indiz dafür, wie global Irish Folk geworden ist. Magnetic Music macht die Irish Folk Szene jetzt so richtig multi kulti. Und wir sind sicherlich nicht die Letzten, die diesen Schritt wagen werden. Daß es so kommen mußte, ist zwangsläufig. Irish Folk ist Mitte der fünfziger Jahre in die Welt hinausgezogen, hat sie für sich gewonnen und beginnt jetzt zum Ende des Jahrhunderts, diese Stück für Stück nach Irland zu holen. Für die Iren ist es nicht überraschend. Es ist für sie ein Kompliment. Die Plattenfirma ist von den irischen Medien positiv aufgenommen worden. So viel kann man nach den ersten eineinhalb Jahren sagen. In den wichtigsten irischen Zeitungen wie Irish Music Magazine, Irish Times und Hot Press sind wir dauerhaft präsent. Etliche unserer CDs wurden im RTE, dem irischen Staatsrundfunk und in zahlreichen FM-Radios gesendet und sogar in Rotation genommen. Manche unserer CDs, die entweder gälische Lyrics haben oder traditionell instrumentale Musik beinhalten, sind im Radio Na Gaeltachta zu hören. Für unsere Pressearbeit sind wir von vielen DJs und Redakteuren gelobt worden. Und wenn unsere Künstler in einen Plattenladen in ihrer Heimatstadt gehen, finden sie dort ihre CD.
Was wäre, wenn uns ´88 oder ´89 Carsten Linde mit der ANNE WYLIE BAND tatsächlich zum IFF eingeladen hätte, wie er es uns öfters versprach? Es hätte wohl kein SPDCF und auch keine Magnetic Music Records Ltd. gegeben. Wir wären zufrieden gewesen, daß wir die Ehre hatten, dabei sein zu können und Schluß. Es freut mich sehr, daß das IFF und SPDCF nie als ernsthafte Konkurrenten in all den Jahren in Erscheinung getreten sind. Es gab nicht einziges Mal Tauziehen um Künstler, denn die Konzepte sind einfach zu verschieden. Axel Schuldes vom IFF und ich unterhalten darüber hinaus Kontakt und versorgen uns mit Tips, damit das jeweils kommende Festival glatt läuft. Die Zuschauerzahlen sind beim IFF bedingt durch ein zweites Festival auf deutschem Boden auch nicht abgebröckelt. Das bedeutet, die Zeit war damals reif für ein zweites Festival mit einem anderen Konzept. Die Existenz des SPDCF hat somit die Basis und das Interesse für irische und keltische Musik ausgebaut. Und das trotz teilweise sehr widrigen Bedingungen und Nackenschlägen, mit denen ab Mitte der Neunziger alle Kulturschaffenden zu kämpfen hatten.
1. Der Ausverkauf und Zerstörung irischer Kultur durch Irish Pubs, die eine Art McDonalds für Irish Folk Fastfood geworden sind. Zahlreiche Konsumenten haben durch ihre Existenz den Blick dafür verloren, warum man für hochwertige Biokost etwas mehr Eintritt zahlen muß.
2. Durch die Formatisierung deutscher Radiosender entfielen von Jahr zu Jahr immer mehr Sendeplätze für Folk und Weltmusik. Also die Möglichkeit, für unsere Tourneen zu werben. Ähnliches ist auch in den Printmedien zu beklagen.
3. Die Kaufkraft hat nach der Wiedervereinigung nachgelassen. Die Menschen mußten ihre Kulturbudgets zusammenstreichen. Die Kommunen und deren Kulturämter ebenfalls. Manche unserer örtlichen Veranstalter haben leider das Handtuch geworfen.
4. Spätestens dann, als der bayerische "Cromwell" Theo Waigel die unsägliche Ausländersteuer erhöht hat. Parallel dazu haben die Vampire der Künstkersozialkasse den Veranstaltern den letzten noch verbleibenden Tropfen Blut abgesaugt. Und das ohne eine ausgewogene und ökonomisch sinnvolle Verwendung des abgepreßten Geldes.
5. Wie haben sich die Zeiten verändert? Gab es noch 1990 in Irland eine hohe Arbeitslosigkeit und wenig Möglichkeiten für Musiker, professionell Geld zu verdienen, ist es jetzt ganz anders gekommen. Man kann sich für die Iren freuen. Irland hat die niedrigste Arbeitslosenrate seiner Geschichte, liegt einkommensmäßig knapp über dem EG Durchschnitt und hat dazu keine Überbesteuerung wie Deutschland. Erschien für eine Irish Folk Band Anfang des Jahrzehnts eine Tournee nach Deutschland wie ein Ausflug ins Paradies des ausklingenden Wirtschaftswunders, muß man heute dafür dankbar sein, daß sie überhaupt noch kommen. Irland, USA, Japan, Spanien und andere Länder bieten irischen Künstlern viel bessere Möglichkeiten.
6. Die "Pogues von Überall", also hunderte deutscher Bands, die ihre romantisierenden Irlandvorstellungen und Klischees mit den von den Pogues hinterlassenen rythmischen Patterns und Bühnenattitüden mischen, haben nicht nur zu inhaltlichen Verzerrungen im Markt geführt. Im Vergleich zu Celtic Rock Bands, die aus dem Ausland anreisen und mit höheren Produktionskosten belastet sind, haben sie deutliche Wettbewerbsvorteile. Z.B. keine Ausländersteuer, kleine Reisekosten, teilweise keine Hotelkosten. Kein Wunder, daß die finanziell gebeutelten Veranstalter sie notgedrungen den Originalen vorziehen müssen.
Trotzdem hat sich qualitativer Irish Folk und keltische Musik in Deutschland behauptet. Über unsere Zuschauerzahlen wäre mache junge Rockband, die gechartet hat, deren Video auf VIVA oder MTV läuft und die mit einem immensen Werbeaufwand von ihrer Plattenfirma gepuscht wird, hoch erfreut. Oft habe ich Rundfunkjournalisten die Frage gestellt, wie denn die Zuschauerzahlen keltischer Konzerte aussehen würden, wenn wir im Formatradio die Werbung bekommmen dürften, die andere haben?
Was macht denn keltische Musik so fazinierend, daß sie auch ohne Formatradio und Hochglanzmagazine wie Rolling Stone und Musik Express kommerziell existieren kann? Sie ist nicht eine vorrübergehende Modeerscheinung, kein von Marketingstrategen gepuschtes Kunstprodukt, das in Kürze den Platz an der Spitze neuen, noch hipperen Themen räumen muß.
Das Reizvolle und Überzeugende an keltischer Musik sind ihre gewachsenen Roots, an den man sich als Fan festhalten kann. Gleichzeitig bedeutet dieses Festhalten, aber nicht ein auf der Stellle treten. Diese Kultur ist nicht im negativen Sinne festgewurzelt, also zum Stillstand verdammt. Es ist eine Musik, die einen unbändigen Freiheitsdrang verströmt und gleichzeitig genau weiß, wo sie hingehört. Sie ist wie eine Welle. Ständig in Bewegung, kennt keinen Anfang und kein Ende. Für Menschen, die die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Einheit verstehen, ist diese Musik eine Art Surfbord auf dem man sich im unendlichen Ozean keltischer Traditionen und Visionen bewegen kann. Und das unabhängig von Alter, sozialem Stand oder Geschlecht.
Faszinierend sind für die Fans auch die weiten Wege, die viele keltische Künstler gehen mußten, um wieder zu ihrem Usprung zurückzukehren. Je weiter sich ein keltischer Musiker aus seiner Tradition herauswagt, um so mehr fühlt er sich an sie erinnert. Keltische Musik ist und war immer ein musikalischer Nomade. Dadurch war sie nie darum verlegen, die Eigenarten der jeweils musikalischen Gastländer zu assimilieren und zur Weltmusik zu werden. Keltische Musik hat wie in Deutschland sogar Anstöße gegeben, nach den eigenen längst verlorenen musikalischen Wurzel zu suchen. Ohne Irish Folk wäre Deutsch Folk nicht da, wo er heute ist. Der Austausch mit anderen Kulturen macht keltische Musik so interessant und weltweit so erfolgreich.
Zwar hat der Kelte in seinem Pub gerne ein Dach über dem Kopf, aber im Sinne eines Nomaden bricht jeder Künstler seine Zelte nach einer Weile ab und zieht weiter. Oft ist irische Musik gerade im Exil noch viel gefühlsintensiver als in Irland selbst. Durch das getrennt Sein von seinen liebsten Orten, entwickeln die Menschen für ihre entfernte Heimat eine ganz besondere Sensibilität und Respekt. Es ist wie mit einer auf lange Zeit räumlich getrennten Liebesbeziehung. Lieder und Tunes im Exil geschrieben, sind wie Liebesbriefe an die ferne Heimat. Und diese Briefe haben und werden in der Zukunft weiterhin die Herzen der Menschen erreichen.
Ich bedanke mich bei all den Musikern, Mitarbeitern, Crews, Veranstaltern und Medien für ihre Hilfe, die Bootschaft an die richtige Adresse zu bringen. Last but not least ich bedanke mich auch bei den Zuschauern, daß sie das SPDCF all die Jahre besucht haben. Wir werden uns bemühen, daß das Festival auch im kommenden Jahrzehnt attraktiv, innovativ und unterhaltsam sein wird.
Im Namen des Kleeblatts
Petr Pandula
Programmheft 2000
Tourdaten 2000- Tour 1
Datum | Ort | Halle |
---|---|---|
10.03.2000 | Nonnweiler | Hunnenringhalle |
11.03.2000 | Tübingen | Sudhaus |
12.03.2000 | Brackenheim | Bürgerzentrum |
13.03.2000 | Aalen | Festhalle Fachsenfeld |
14.03.2000 | Kehl/Appenweiler | Schwarzwaldhalle |
15.03.2000 | CH-Bern | Kulturscheune Uptown |
16.03.2000 | CH-Zug | Theater Casino |
17.03.2000 | Garching | Bürherhaus |
18.03.2000 | Eschbronn/Kr.Rottw. | Mühlbachhalle Mariazell |
19.03.2000 | Kempten | Kulturwerkstatt |
21.03.2000 | Wolfratshausen | Loisachhalle |
22.03.2000 | AT - Linz | Posthof |
23.03.2000 | AT-Wörgl | Komma |
24.03.2000 | AT-Bregenz/Lauterach | Hofsteigsaal |
25.03.2000 | Rastatt | Festhalle Wintersdorf |
26.03.2000 | Augsburg | Spectrum |
Tourdaten 2000- Tour 2
Datum | Ort | Halle |
---|---|---|
10.03.2000 | Lünen | Hansasaal |
11.03.2000 | Osterode | Stadthalle |
12.03.2000 | Berlin | Arena |
15.03.2000 | Aschaffenburg | Colos Saal |
16.03.2000 | Siegen | Siegerlandhalle |
17.03.2000 | Gladbeck | Stadthalle |
18.03.2000 | Wilhelmshaven | Pumpwerk |
19.03.2000 | Cuxhaven | Hapaghalle |
20.03.2000 | Eisleben | Landesbühne |
21.03.2000 | Apolda | Stadthalle |
22.03.2000 | Leverkusen | Stadthalle |
23.03.2000 | Schöppingen | Alte Druckerei |
24.03.2000 | Hameln | Sumpfblume |
25.03.2000 | Paderborn | Kulturwerkstatt |